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Umdenken


Vor einigen Tagen lief ich in der Mittagspause durch die Stadt...
Nichts Besonderes bis hier hin.

 

Dann, mitten in Frankfurt Rödelheim musste ich einen Moment innehalten.

Ein Moment in dem ich das Bedürfnis hatte, meine mir in diesem Augenblick durch den Kopf gehenden Gedanken niederzuschreiben und der Welt, ob sie will oder nicht, mitzuteilen.

 

Folgende Situation: Gerade hatte ich meine Bio-Lebensmittel in meine Baumwoll-Jute-Tasche gefüllt und mich über die Dame

auf der anderen Straßenseite echauffiert, die Plastiktüten tragend ihren Kaffee aus einem Kunststoff-To-Go-Becher schlürfte, als ich spontan beim Fleischer um die Ecke einbog und mein Mittagessen bestellte.

„Zum Mitnehmen oder hier essen?“ – „Zum Mitnehmen bitte!“

Und schon stand ich da! Mit meiner Baumwoll-Jute-Tasche, meinen Bio-Lebensmitteln und meiner Linsensuppe…

in einer Styroporschale mit Aludeckel.

 

„Verdammt!“ – sagte ich laut zu mir.

 

Kurzzeitig überlegte ich umzudrehen und doch vor Ort zu essen oder zu fragen ob die Dame hinter dem Tresen auch eine alternative Aufbewahrungsmöglichkeit für mich hat.

 

Ja genau, die Dame wird bestimmt sagen: „Ja natürlich kann ich Ihnen die Suppe auch in eine kompostierbare Schale aus Naturfasern umfüllen! Das ist überhaupt kein Problem!“ – No way!

 

Also stapfte ich verunsichert mit meiner Styroporschale wieder ins Büro.
BTW: die Suppe war echt lecker, hatte dadurch aber doch einen komischen Beigeschmack.

Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay
Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay

An diesem Tag fing es an in meinem Kopf zu brodeln. Die ersten Gedanken zu einem Blog kamen auf. Die ersten Gedanken, meine Gedanken der Welt mitzuteilen. Die ersten Gedanken, ob mein Dazutun zum Thema Nachhaltigkeit und "No-Waste-Gedöns" ausreichend ist.

 

Anstrengend oder? Da gibt man sich solche Mühe und hat trotzdem das Gefühl noch nicht genug zu tun.

In Zeiten von Insta und Facebook, in denen man jeden Tag mit den großartigen Beiträgen diverser Influencer konfrontiert wird, fällt es einem schwer sein eigenes Engagement wertzuschätzen.

Man denkt direkt: „Reicht das was ich mache?“

 

Ob selbstgemachtes Shampoo, Spüli oder Deo. Vegane Alternativen, selbstgenähte Waschlappen oder Unverpacktläden.

Inspirationen hat man genug – aber hat man auch die nötige Motivation und den Willen selber etwas mehr zu investieren?

 

Ich persönlich bewundere all die Menschen die sich vegan ernähren und eben genau die oben genannten Dinge selber machen oder sich auf andere Art und Weise für die Umwelt stark machen.

 

Auf der anderen Seite fühle ich mich unglaublich unter Druck gesetzt.

„Könntest du das nicht auch machen?“
„Kannst du nicht auch vegan leben oder wenigstens vegetarisch?“
„Kannst du nicht deinen Wocheneinkauf am Samstag auf dem Bio-Markt machen?“
„Kannst du nicht…?“
„Kannst du…?“

Wisst ihr was ich kann? Ich kann so viel zu dem Thema beitragen, wie es mir möglich ist. Und wenn nur jeder Zweite einen Bruchteil

von dem Engagement zeigen würde, was manche Menschen alleine zu Stande bringen, wären wir schon einen großen Schritt weiter.

Die Umwelt-Probleme dieser Welt lasten auf unser aller Schultern!

 

Man muss diesen Kampf nicht alleine führen und das ist auch gut so!

Schaut man sich die Zahlen an, ist ein Kampf alleine tatsächlich auch aussichtslos.

 

Hier mal ein paar erschreckende Fakten:

  • 1950 wurden weltweit jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen Plastik produziert. Heute sind es 300 Millionen Tonnen.
  • Jährlich verenden etwa 1.000.000 Seevögel und 100.000 Meeressäuger durch den Kontakt mit unserem Plastikmüll.
  • In weiten Teilen des Meeres gibt es mittlerweile 6 Mal
    mehr Plastik als Plankton.
  • Eine Plastikflasche benötigt 450 Jahre im Meer,
    um sich zu zersetzen.
  • Bis eine Plastiktüte vollständig zerfallen ist, kann es, je nach eingesetztem Kunststoff, zwischen 100 bis 500 Jahre dauern.
  • Für die Herstellung der in Deutschland pro Jahr verbrauchten Coffee to go- Becher werden etwa 43.000 Bäume gefällt.
  • Für den deutschen Jahresverbrauch von 2,8 Milliarden Coffee to go-Bechern ergibt sich ein Bedarf von
    1,5 Milliarden Liter Wasser.

Zurück zu meiner Linsensuppe…

Was habe ich also gemacht? Ich habe zähneknirschend die Styroporschale entgegengenommen, habe sie danach

fachgerecht entsorgt und mir vorgenommen, mir für solche Fälle einfach eine kleine Aufbewahrungsdose in die Handtasche zu stecken. Da ist sie dann in guter Gesellschaft… neben meinem Bambus-To-Go-Becher für den geliebten Kaffee unterwegs.

 

Wo wir bei dem Punkt angekommen wären: was kann ich selber leisten? 

Was sind einfache Einsteiger-Tipps für bewusstes Einkaufen, plastikreduziertes Leben, Konsumieren und Essen.

 

Ich bin wie gesagt kein mega Pro – aber ich bin stets bemüht ;-)

 

Deshalb kommen hier mal ein paar Anregungen die easy umzusetzen sind und gar nicht wehtun.
Ich habe versucht euch die Tipps mal etwas zu sortieren.

küche


Bild von Pexels auf Pixabay
Bild von Pexels auf Pixabay

 

 

Glasgefäße vs. Plastikdosen.

Natürlich verirrt sich immer noch die eine oder andere Tupperdose in meinen Schrank – mitgebracht von der Mama oder aus der Agentur. Grundsätzlich habe ich aber vor ein paar Monaten alle alten Plastikdosen mit Glasdosen und Holzdeckeln ersetzt. Hier gibt es aktuell beim Schweden ganz tolle Modelle.

 

Dazu kommen alte Apothekergläser die man oft auf dem Flohmarkt findet, leere Smoothie-Flaschen oder Einweggläser. Auch hier sind die Alternativen riesig und dazu noch super dekorativ.


Kaffeekapseln vs. Kaffeebohnen.

Ich trinke sowohl im Büro als auch zu Hause keinen Kapselkaffee.

 

"Wer Kapselkaffee trinkt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!"

 

Wir kaufen ganze Bohnen (gerne nachhaltig und von kleinen Röstereien) und mahlen frisch, wenn wir Bock auf Kaffee haben.

Gebrüht wird der Kaffee in diversen Kaffeemaschinen – French Press, Aeropress, Gina etc. Details hierzu werde ich irgendwann nochmal auf Coffeelover zusammenfassen. Im Büro gibt's die gute alte Filterkaffeemaschine!

 

Sprudeln vs. Schleppen.

Statt zu Kunststofflaschen lieber zu Glasflaschen  greifen, die man selber aufsprudeln kann. Keine Weichmacher, kein Abfall, kein Pfand und man schont seinen Rücken und die Umwelt. 

Küchenrolle vs. Bambuslappen.

Küchenrolle habe ich seit einem Jahr vollständig aus der Küche verbannt. Ich bin jemand der Abwaschlappen mega abartig und unhygienisch findet.

 

Daher habe ich irgendwann angefangen einfach alles mit Küchentüchern wegzuwischen, aufzuwischen, abzutrocknen etc. Selbst zum Hände abtrocknen habe ich mir ein Tuch abgezupft.

 

Irgendwann letztes Jahr habe ich dann einen Schlussstrich gezogen und meiner Küchenrollensucht rigoros den Kampf angesagt. Ich habe einfach keine mehr gekauft ;-)

 

Stattdessen gibt es waschbare Bambuslappen, die super saugfähig sind und irgendwann einfach in die Waschmaschine kommen. Dazu habe ich Holz-Spülbürsten mit Naturfasern und austauschbarem Kopf.


Plastiktüten vs. Jute.

Wir haben in unserem Haushalt tatsächlich keine Plastiktüten mehr. Baumwolltaschen, Jute-Säcke, die Auswahl ist groß.

Es gibt sie ja mittlerweile an jeder Ecke und meist auch noch mit ziemlich coolen Designs und Prints.

 

Ernährung generell.

Hier möchte ich mich gar nicht großartig zu äußern, da es hier bei mir sicher noch jede Menge Optimierungsbedarf gibt.

Grundsätzlich versuchen wir aber relativ wenig Fleisch zu essen. Wenn es dann mal Fleisch ist, versuche ich zum Fleischer zu gehen und nicht beim Discounter zu kaufen. Bei Obst und Gemüse achte ich auf die Verpackung und das Herkunftsland. Ich kaufe nur noch „lose“ ein – nichts mehr in Pappschalen mit zusätzlicher Plastikverpackung oder Tüten.

„Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!“

Der Versuch nur regional „verfügbares“ Obst und Gemüse zu kaufen – also Dinge die im aktuellen Monat auch in Deutschland wachsen – fällt mir tatsächlich noch schwer. Hier habe ich derzeit noch ein kleines Abkommen mit mir geschlossen: Obst und Gemüse aus Europa (natürlich möglichst unverpackt) ist okay :-) alles andere bleibt idealerweise im Supermarkt.

BAd


Bild von @kunis_lovely_vintage_home von Instagram
Bild von @kunis_lovely_vintage_home von Instagram

 

 

Fest vs. Flüssig.

Ein Bereich in dem ich mich noch etwas schwer tue.

Dennoch versuche auch ich mich an festem Shampoo, Duschbad und Deo. Im Badezimmer findet man, meiner Meinung nach, den größten Anteil an Plastikflaschen und Kunststoffverpackungen.

Da hilft es auf Alternativen zurückzugreifen und die sind tatsächlich nicht schlechter.

 

Wer zum Beispiel festes Deo nicht so richtig praktisch findet, kann hier natürlich auch Pumpspray in Glasflaschen nehmen. Auch festes Parfum soll super funktionieren. Hier habe ich aber bisher noch keine eigenen Erfahrungen gemacht.

 

Bambus-Ohrenstäbchen vs. Q-Tips.

Ob zum eigentlichen Verwendungszweck oder zum Ausbessern von verschmiertem Mascara – Ohrenstäbchen finden sich in jedem Haushalt.

 

Warum nicht einfach zu Bambus-Stäbchen wechseln? Erfüllen ebenso ihren Zweck und sind 100% biologisch abbaubar.


 

Waschbare Baumwoll-Pads vs. Wattepads.

Wiederverwendbare Baumwollpads sind eine super Alternative zu den normalen Wattepads. Verwenden wie gewohnt und dann

heiß ausspülen. Je nach Verwendung können die Pads dann einfach in die Wäsche geworfen werden.

 

Tipp: Die meisten Baumwoll-Pads werden in einem kleinen Baumwoll-Netz geliefert. Dieses kann man ganz hervorragend als Seifensäckchen verwenden. So flutscht die Seife nicht mehr aus der Hand und man hat gleichzeitig einen tollen Peeling-Effekt.

 

Menstruationstasse vs. Tampons.

„Im Idealfall landen…im Laufe eines Lebens nur plus minus fünf Menstruationskappen im Müll – demgegenüber stehen etwa 17.000 Einweg-Binden und –Tampons.“ 

 

Dem müsste man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen.

Dazu kommen noch Vorteile wie: keine Chemie & Bleichmittel, auf Dauer um einiges günstiger, längere Tragedauer – bis zu 12 h etc. Das sollte genügen um zu überzeugen! Zum Thema  Menstruationstasse werde ich sicher nochmal einen separaten Eintrag verfassen.


Alles fürn A***.

Ja, auch hier kann man etwas Gutes tun :-) Man muss ja nicht gleich komplett auf Klopapier verzichten und zur Popodusche greifen, aber es gibt umweltfreundliche Alternativen. Sei es Recycling-Klopapier oder Bambus-Toilettenpapier in Papierverpackungen.

Alleine in den USA werden in einem Jahr 15 Millionen Bäume gefällt, umgerechnet fast 1,8 Mrd. Liter Wasser, sowie 253 Tonnen Chlor für die Herstellung von Klopapier verbraucht. Gestört oder?!

generelle Anregungen und ideen


Bild von @kunis_lovely_vintage_home von Instagram
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Strohhalme

Man kann auch so aus einem Glas trinken ;-) Alternativ: Strohhalme aus Bambus, Edelstahl, Papier oder einfach lange Makkaroni. In diversen Drinks machen sich auch Zimtstangen gut!

 

Kondome

Jaaa, auch hier gibt es vegane und nachhaltige Alternativen.

 

Müllbeutel

Eigentlich oft überflüssig, da die meisten Mülleimer einen herausnehmbaren auswaschbaren Inneneimer besitzen.

  

DIY

Versucht euch mal daran selbst Hand anzulegen. Oft gibt es bei viel günstigere DIY-Möglichkeiten. Spart Geld und man hat immer wieder ein tolles eigenes Projekt.

Second Hand – Schon lange wieder Trend. Kauft aus zweiter Hand, schont Geldbeutel und Umwelt. Mittlerweile gibt es großartige Onlineshops mit tollen Konzepten.

Reparieren – Investiert etwas mehr Herz und Geld in die damals gekauften Gegenstände. Reparieren ist meist günstiger als neu anschaffen.


#instalove

Da ich ja weiter oben schon über die Beiträge von Influencern gesprochen habe, möchte ich an dieser Stelle mal ein paar meiner liebsten Accounts vorstellen, die mich zum Thema Nachhaltigkeit & Zero Waste inspirieren, mit kreativen Posts überraschen, interessante Inhalte teilen oder einfach nur das Herz erfreuen!

@kunis_lovely_vintage_home

Bilder von @kunis_lovely_vintage_home von Instagram
Bilder von @kunis_lovely_vintage_home von Instagram

Schaut euch den Account der wundervollen Manuela an. Von ihr habe ich mir auch zwei Bilder zum Thema Bad und Ideen geklaut ;-) Ich habe kaum eine Einrichtung gesehen, in der Vintage-Möbel und Flohmarktschätze so liebevoll und kreativ in Szene gesetzt werden. #secondhand par excellence. Ich bin hin und weg!


@zu.mir.oder.zu.bier

Bilder von @zu.mir.oder.zu.bier von Instagram
Bilder von @zu.mir.oder.zu.bier von Instagram

Ehrlich und natürlich - der Account von @zu.mir.oder.zu.bier hat mich schon sooft gefesselt. Ihre Inhalte regen zum Nachdenken an und schon das ein oder andere nachhaltige Produkt ist aufgrund ihrer Empfehlung in meinem Schrank gelandet. Ein zusätzlicher Aawww-Faktor - ihr Kater Pablo - ganz zauberhaft! ;-)

@juleamelie

Bilder von @juleamelie von Instagram
Bilder von @juleamelie von Instagram

Der zauberhaften Jule folge ich nun schon eine ganze Weile. Sie lebt das Thema Nachhaltigkeit, Veganismus und Fair Fashion. Ich liebe ihre Posts voll Kreativität und Inspiration. Schlaue Inhalte gepaart mit wunderschönen Fotos - und das Ganze noch von einem absoluten Sonnenschein. Mehr davon!


@vonkopfbisfuss_

Bilder von @vonkopfbisfuss_ von Instagram
Bilder von @vonkopfbisfuss_ von Instagram

Die liebe Jana - hach was soll ich sagen! Eine Powerfrau wie sie im Buche steht. Mutter eines kleinen Sohnes, Ehefrau, Influencer, Krankenschwester, Ratgeber, Herzmensch! Minimalismus ist bei ihr ein wichtiges Thema, welches natürlich auch eng an das Thema Nachhaltigkeit geknüpft ist. Luv her content!


 

So ihr Lieben... jetzt lasse ich euch alleine mit euren Gedanken!

Bitte seht die ganze Geschichte hier einfach als Inspiration, als Denkanstoß...

Ich möchte niemanden belehren, sondern einfach nur Möglichkeiten aufzeigen.

 

Solltet ihr Fragen haben oder weitere Anregungen, lasst mir gerne einen Kommentar da.

 

Und denkt dran: There is no Plan(et) B!

 

Zahlen, Daten, Fakten:

https://www.careelite.de/plastik-muell-fakten/
https://www.ergobag.de/nachhaltigkeit/plastik-oder-papiertuete/
https://www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads/DUH_Coffee-to-go_Hintergrund_01.pdf 
https://utopia.de/ratgeber/menstruationstasse/